Absurdes Theater im Bundestag
Ein Meister des Absurden Theaters hätte es nicht besser inszenieren können. Aber zum Lachen war es nicht. Der Präsident eines noch freien Landes, das jedoch wie einst Polen nach dem Willen eines imperialistischen Diktators von der Weltbühne verschwinden soll, wirft Deutschland nicht ganz ohne Grund vor, sich seiner historischen Verantwortung nicht zu stellen und sogar den aggressiven Diktator unserer Zeit noch zu unterstützen. Seit Beginn des Angriffskrieges dürften einige Milliarden deutscher Gelder in die Kriegskasse des Aggressors überwiesen worden sein. Wichtige Devisen in Zeiten eigentlich doch harter Sanktionen. Eine beschämende Bilanz und Haltung. Man stelle sich vor, bspw. Frankreich hätte Deutschland nach dem Überfall auf Polen 1939 noch solche Geldsummen gezahlt und damit den Krieg mitfinanziert.
Nachdem die Leviten gelesen sind, verwandelt sich der Deutsche Bundestag in ein Meer von Claqueuren, die wenige Minuten später noch nicht einmal über das soeben Gehörte sprechen, sondern direkt zur Tagesordnung übergehen. Wichtige Fragen bspw. rund um Jubilare im Bundestag sind zu klären.
Es ist nicht das erste Mal nach 1945, dass man Anlass hat, sich seines eigenen Landes zu schämen. Spätestens begonnen hat dies unter der Regierung des jetzigen Freundes des Diktators. Die nachfolgende Regierung hat sich anschließend ebenfalls gerne durch die Aussicht auf wirtschaftliche Vorteile blenden lassen. Und spätestens seit der 5000-Helme-Blamage setzt sich der Trend fort. Der gestrige Tag im Parlament ist nur ein weiterer trauriger Tiefpunkt. Wenn man es genau betrachtet, handelt es sich auch weniger um Absurdes Theater als um eine Neuinszenierung des Molièrschen "Tartuffe".