„Wenn ich jemals feindselig war, dann gegenüber der Dummheit und gegenüber der Verletzung von Menschenrechten.”

Quelle und weitere Zitate

à propos

Wieviel Ionesco steckt in „Westworld“?

Wir machen im Folgenden einen für diese Website ungewöhnlichen Ausflug in die Populärkultur. Die aktuelle TV-Serie „Westworld“ baut die Spielfilmvorlage von Michael Crichton aus dem Jahre 1973 und den Nachfolger Futureworld (1977) zu einer gewaltigen Dystopie aus. Die Menschheit meint in ihrer Dekadenz, Gott spielen zu können, erschafft eine zunächst als Vergnügungspark gedachte Welt aus von Menschen kaum zu unterscheidenden Androiden, die aber schon bald die Menschheit selbst zu verschlingen drohen. Man kann diese kürzlich in ihrer vierten Staffel ausgestrahlte Serie auch als Action-Feuerwerk konsumieren. Aber die meisten Betrachter dürften bemerkt haben, dass die Serie einige ebenso brisante wie aktuelle Fragen in den Raum stellt.

 

Verheerende Signale aus der Bundesregierung

Auf der heutigen Titelseite der FAZ wird wenig prominent eine Aussage des aktuellen Bundeskanzlers erwähnt, in der dieser sich dagegen ausspricht, russischen Bürgern Reisen in den EU-Raum zu verweigern. Deutschland hat gemäß FAZ in diesem Jahr bereits 14.000 Visa an Russen für den Schengenraum ausgestellt. Die schlichte Denkweise des Kanzlers: Es sei ja der Krieg des Kreml-Chefs, die Zivilgesellschaft dürfe dafür nicht bestraft werden. Und das aus dem Munde des obersten Regierungsvertreters eines Landes, das Jahrzehnte lang den nachwachsenden Generationen versucht hat zu erklären, dass die dunkelste Episode unseres Landes nicht allein Hitlers Werk war. Großartige Biographen wie bspw. Joachim C. Fest und Ian Kershaw haben sehr eindrucksvoll dargelegt, wie eine Zivilgesellschaft Diktatoren und Kriegstreiber erst möglich macht, sei es durch Wegschauen, stille bis offene Zustimmung oder auch opportunistisches Mitmachen.

Jacques Attali: Spuren von Voltaire und Ionesco

Schon sehr früh im ersten „Livre de Raison“, verfasst durch die Romanfigur Jean Chardin, wird eine Warnung an die kommende Generation ausgesprochen, die auch von Eugène Ionesco hätte stammen können: „Das Leben ist absurd, und nur die Romantiker beharren darauf, ihm einen Sinn zu geben.“ Es war vielleicht auch eine frühe Warnung an den Leser, dass das nun Folgende – trotz aller Fiktion – nicht einfach zu verarbeiten sein wird. Es folgt eine Familiengeschichte, die – wie die Geschichte der ganzen Menschheit – Gutes sowie abgrundtief Schlechtes hervorbringt.

Ionesco & Camus: Hoffnung, Glaube, Revolte

Das deutsche Magazin „philosophie“ widmet Albert Camus in diesem Frühjahr eine Themenausgabe unter dem Titel „Leben in einer absurden Welt“. Es enthält teils großartige Artikel und Interviews über Mensch und Werk. Die Bezüge zu aktuell brennenden Themen wie Krieg, Klima und Migration fallen jedoch deutlich ab und wirken konstruiert. Zum Phänomen des Absurden Theaters, das immerhin in zeitlicher Nähe zu Camus‘ Werk aufblühte, findet man kein Wort. Gut, dass es ionesco.de gibt. Werfen wir einen Blick auf die Beziehung zwischen Albert Camus und Eugène Ionesco.